Nun war es soweit, vom 29.11.17 bis zum 03.12.2017 fand zum dritten Mal die Stance ISA Adaptive Surfing Championship im beschaulichen La Jolla, Kalifornien statt. Die Weltmeisterschaft wird von Vissla, eine bekannte Marke in die Surfer Szene, und der Stadt San Diego unterstützt. Mehr als 25 Nationen und über 100 Teilnehmer mit unterschiedlichsten Behinderungen waren bei dieser großartigen Sportveranstaltung dabei.
Mitbegründer und Präsident von Stance John Wilson eröffnet und spricht zu der Delegation „Im Namen der weltweiten Stance Familie, möchten wir euch danken, dass wir ein Teil dieser Weltmeisterschaft sein dürfen. Es ist das dritte Mal, dass wir mitwirken können und ich bin froh anzukündigen, dass wir der Titelsponsor für das Jahr 2018 sein werden.“
„Unser Ziel bei Stance ist es die menschliche Individualität zu feiern und ich kann mir keine bessere Gruppe vorstellen, wie die, die ich vor mir sehe. Wir sind sehr stolz ein Teil dieser Veranstaltung zu sein.“
Durch das bunte Meer der Fahnen wurde die Eröffnungszeremonie zu einer besonderen Veranstaltung. Die ISA wollte im Vorfeld, dass jede Nation Sand aus seinem Land mitbringt, um diese anschließend auf der Bühne in ein großes Gefäß umzufüllen. Diese symbolische Geste soll für die Vielfalt und für einen friedvollen Wettkampf stehen. Der Strand bebte und eine positive Mischung aus Freude, Aufregung und Abenteuer lag in der Luft. Egal, ob Teilnehmer oder Zuschauer, alle sind glücklich ein Teil dieser Veranstaltung zu sein. Sogar für die Einwohner war das Spektakel ein willkommenes und abwechslungsreiches Erlebnis. Die Hilfsbereitschaft der freiwilligen Helfer und Zuschauer war enorm und einmalig. Mit einer Selbstverständlichkeit entstand ein harmonisches Miteinander. Obwohl die Bedingungen in La Jolla Beach sehr taff waren, durch sehr starke und wechselnde Strömungen, viele Algen, erhabenen Wellen und das Spiel der Gezeiten Ebbe und Flut, meisterten die Sportler diese Herausforderung. Brasilien, Hawaii, Australien und USA konnten die meisten Medaillen für sich gewinnen.
Das große Highlight der diesjährigen Veranstaltung war, dass es zum ersten Mal in der Geschichte von ISA einen separaten Wettkampf für das weibliche Geschlecht im adaptive Surfing gab. Die ISA möchte mit dieser eigenständigen Klassifikation eine Gleichberechtigung in dem adaptiven Surfen herstellen.
Für die Frauen, die dieses Jahr im Wettbewerb dabei waren, ist das zugleich ein historischer Moment, denn sie sind die ersten Frauen in der Geschichte des adaptiven Surfens. Für die Surferinnen geht somit ein lang ersehnter Traum in Erfüllung. Der Zusammenhalt der Frauen war vor und nach dem Wettkampf sehr vorbildlich.
Die Entscheidung eine Frauenmannschaft zu bilden kann auch sinnbildlich für die Eigenständigkeit und Stärke der Frauen gesehen werden. Da, bedauerlicherweise, immer noch viel zu viele Frauen auf der Welt diskriminiert und unter den Schatten des Mannes gestellt werden. Die adaptiven Surferinnen verkörpern Unabhängigkeit, Zielstrebigkeit, Mut und Kraft. Eigenschaften, die durch diese wichtige Entscheidung noch mehr zum Vorschein kommen wird, da der Druck sich mit den Männern zu vergleichen wegfällt.
Einige weibliche Teilnehmerinnen nahmen zum ersten Mal am Wettkampf teil, daher war die Aufregung bei ihnen besonders groß. Die diesjährige Teilnahme der Sportlerinnen hat sich im Vergleich zu 2016 verdoppelt. Die ISA hofft im nächsten Jahr eine noch höhere Anzahl von Teilnehmerinnen begrüßen zu dürfen.
Adaptive Surfing bedeutet, anpassungsfähiges Wellenreiten. Der ISA Stance World Adaptive Championship ist eine sehr inspirierende und von Menschlichkeit geprägte Surfveranstaltung für Teilnehmer und Besucher. Die Teilnehmer mit verschiedensten Behinderungen und Krankheiten werden in unterschiedlichen Klassen eingeteilt. Folgende Kategorien werden aufgelistet, im Stand, im Liegen (mit und ohne Assistenz), im Kniestand, im Sitzen (Wave-ski) und nicht zu vergessen die Blindenklassifizierung, die am dritten Tag des Wettbewerbes in der Lage waren die höchsten Punktzahlen zu erreichen und haben damit allen die Show gestohlen. Die Surfboards der Athleten werden den speziellen Bedürfnissen der einzelnen angepasst, d.h. die Boards können, unter verschärften Bedingungen, modifiziert werden. Eine Jury bewertet den 25-minütigen Heat, den Style und die Anzahl der Wellen.
Es war vorgesehen Para-surf für die olympische Spiele 2024 anzumelden, doch leider sind die meisten Länder noch nicht ausseichend dafür vorbereitet. Damit diese Länder genügend Zeit haben um sich vorbereiten zu können, hat das paralympische Komitee entschieden das Para-Surf auf 2028 zu verschieben. Aus verschiedenen Gründen hat die Anfrage des IPC nicht genügend Resonanz erhalten, weil:
Mark „Mono“ Stewart, der des Öfteren die Goldmedaille für Australien gewann, sagt:
„die Wellen werden immer größer und größer da draußen! Ich nehme zum dritten Mal hier teil und habe noch nie solche schönen Wellen gesehen wie in La Jolla Shore. Das adaptive Surfing hat sich in den letzten drei Jahren zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. Das gibt vielen jungen Menschen die Möglichkeit ins Wasser zu gehen. Ein Pionier in diesem Sport zu sein ist ein großartiges Gefühl für mich. Es ist schön zu wissen, dass wir hier am Anfang von etwas Besonderen stehen. Die ersten Steine, um eine Plattform für die zukünftigen Generationen zu gründen, die das Potential besitzen bei den paralympischen Spiele zu surfen, ist gelegt.“ Er fügte noch hinzu, dass „die ISA World Adaptive Surfing Championship mein Leben verändert hat, sowie die von den meisten Athleten, die von Tag eins dabei waren. Die gesamte adaptive Surfing Community kommt hier zusammen und wird dann zu einer großen Familie.“
Die Challenged-Athletes-Stiftung (CAF) ist eine gemeinnützige Organisation, die in La Jolla ansässig ist. CAF hat sich zur Aufgabe gemacht international Menschen mit einer Einschränkung zu unterstützen ihre sportlichen Ziele zu verfolgen und zu realisieren.
“Es ist die Aufgabe der Challenged-Athleten-Stiftung (CAF), Menschen mit körperlichen Herausforderungen Chancen und Unterstützung zu bieten, damit Sie durch körperliche Fitness und leistungsfähige Leichtathletik einen aktiven Lebensstil verfolgen können. Die Challenged-Athleten-Stiftung ist der Ansicht, dass das Engagement im Sport auf jeder Ebene das Selbstwertgefühl steigert, die Unabhängigkeit fördert und die Lebensqualität verbessert.“ https://www.challengedathletes.org/Mission-and-History/
Die Stiftung hat die meisten Surfer, die am Event beteiligt waren, gesponsert und setzt sich sehr für die Förderung der jungen Generation ein. Eines Tages bei den paralympischen Spiele teilzunehmen ist der Traum jeden Athleten.
Als europäischer Vertreter konnte Frankreich dieses Jahr, eine Silbermedaille mit in die Heimat nehmen. Deutschland war zum ersten Mal mit zwei Athleten vertreten. Die weibliche Teilnehmerin konnte den vierten Platz erreichen und erhielt somit die Kupfermedaille. Sehr rührend war die Japanerin, die bei ihrer Vergabe der Goldmedaille in Tränen ausgebrochen ist. Das Event verlief insgesamt friedlich und harmonisch. Genauere Informationen und Bilder gibt es auf www.isasurf.org.
Sogar in Europa hat sich das adaptive Surfing durchgesetzt. Für alle die das Surfen entdecken wollen, gibt es in Frankreich die Organistion „L’Association Nationale Handisurf“, die neben dem Surfen noch andere Kurse an Menschen mit Behinderung anbieten, wie Pirogue Hawaienne (ein Kanu Art aus Hawaii), Bodyboard und Stand-Up Paddle (im Stand paddeln). Da das Interesse am Surfen immer mehr zunimmt, arbeitet der Sportverein das ganze Jahr über eng mit anderen Organisationen zusammen, um Events und Wettbewerbe zu veranstalten. Der Verein Association Nationale Handi Surf ist eine Mitgliedsorganisation des französischen Verbandes „Fédération Francaise de Surf“.
L’Association Nationale Handi Surf konzentriert sich überwiegend auf das Training von behinderten Menschen im Bereich Wassersport und hat ein spezielles Ausbildungsprogramm für Trainer, die den Umgang mit körper- und geistig behinderten Menschen lernen wollen, entwickelt. Dank des zusätzlichen Verkaufs der Eigenmarke „Handisurf“ an Surfclubs und durch Spenden wird das Trainingszentrum finanziert.
In Frankreich sind einige Clubs die in Kooperation mit der Organisation stehen und können daher einen barrierefreien Zugang zum Meer gewährleisten. So besteht auch die Möglichkeit in Europa Surftrips zu unternehmen, eine gute Adresse ist die Surfschule www.lehena.com in Hendaye und es gibt viele mehr. Die Arbeit von L’Association National Handisurf ist einmalig in Europa.
Jean-Marc Saint Geours, der Teamleiter von Handisurf, liegt diese Mission sehr am Herzen und er setzt alles daran, damit Menschen mit einer Einschränkung nicht mehr ausgegrenzt werden. Er sagt immer „wenn Menschen mit einer Behinderung Surfunterricht nehmen, dann lernen die Trainer eine Lektion für das Leben.“ Mit diesem Leitgedanken möchte er Handi Surf in Europa integrieren und Sport ist die einfachste Form der Integration.
Mit diesem Leitbild will er das Handi-Surfen in Europa weiterentwickeln. Für ihn ist der Sport die einfachste Form der Integration.
Surfen bedeutet Grenzen zu überwinden und sich seinen Ängsten zu stellen, durch Selbstvertrauen und Ruhe können diese Fesseln abgeworfen werden. Eine Erfahrung, die auf das Leben übertragen werden kann.
Quelle: www.isasurf.org | www.handi-surf.org