Meine erste Erfahrung mit adaptive Surfing konnte ich während meines Aufenthalts in Kalifornien sammeln. In San Clemente/Kalifornien bebte die Atmosphäre vor lauter Leidenschaft und Ehrgeiz, das Gefühl „wir schaffen das“ füllte die Umgebung. Zu beobachten wie Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen sich auf dem Weg machten, um “die perfekte Welle” zu reiten berührte mich sehr. Zu sehen wie die freiwilligen Helfer, die kaum erwarten konnten Hilfe zu leisten, ins Wasser sprangen, um einfach für die notwendige Sicherheit zu sorgen, erschütterte mein Weltbild komplett. Als sich alle am Ende der Veranstaltung in den Armen lagen und die Tränen der Freude und Dankbarkeit die glücklichen Augen füllten, schmelzte ich nur noch dahin.
Kurzer Zeit später war ich als Zuschauerin in La Jolla bei der World Adaptive Surfing Championship “Stance 2016”. Diese Leidenschaft setzte sich auch dort fort und in mir entfachte das Feuer und Liebe für das Surfen. In La Jolla waren 77 Teilnehmer aus 22 Nationen, die einzige Nation die ich vermisste war Deutschland. Dass Deutschland nicht am Meer liegt war keine Entschuldigung für mich, denn bei den regulären Wettbewerben ist Deutschland schließlich auch vertreten. Bei der Veranstaltung kam ich mit “Vagdespoir” aus Frankreich in Kontakt und lernte auch Acces Surf aus Hawaii kennen.
Während meines Aufenthalts ging ich so oft ich konnte mit meinen Wellenreiter- Freunden ins Wasser, um meine ersten Erfahrungen zu sammeln. Meine Freunde haben mich während meines gesamten Aufenthalts stark beeindruckt. Sie waren alle, durch einen Unfall oder Krankheit, inkomplette oder komplette vom Hals-, Brust-, Lendenwirbel querschnittsgelähmt, anderen fehlten Gliedmaßen und wiederrum andere waren blind oder wurden mit einer Einschränkung geboren. Jeder von ihnen benutzt ein speziell gebautes Surfboard. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander und ich konnte dadurch beobachten wie sie selbständig, unabhängig und mit viel Kreativität ihrem Alltag meisterten. Sie sahen alle trotz ihrer Einschränkung gesund und erfüllt aus. Mit Gesund meine ich, dass sie trotz ihrer starken Einschränkungen eine selbstbewusste und offene Ausstrahlung haben. „Was nicht geht wird einfach passend gemacht“ ist der Leitsatz meiner Freunde, denn sie leben für das Surfen und eine Entschuldigung gibt es nicht für die Wellenreiter.
Meine ersten Versuche waren auf dem Wave-ski, dabei merkte ich schnell, dass das Paddeln nicht einfach ist. Doch der Spaß und Ehrgeiz packte mich schneller als ich denken konnte, plötzlich konnte ich das Feuer in den Augen der Surfer nachvollziehen! Auf jeden Fall möchte ich mehr!
Zu Hause habe ich sofort angefangen, eine Surfschule zu suchen, um mein Wissen über den Sport zu vertiefen. Mit der Hilfe meiner Freundin Dani Burt, die für das amerikanische Team surft, eröffnen wir einen Email-Konversation mit ISA und DWV und so lernte ich Benjamin Hölscher aus Deutschland kennen, er ist ein leidenschaftlicher Surfer und seine Krankheit hindert ihn nicht am Surfen. Durch ihn kam ich zur Surfschule Lehena in Hendaye. Mir war klar, dass ich dorthin gehen muss. Da ich schon die Wüste überquert hatte, glaubte ich, ich könnte problemlos allein durch Europa reisen.